Dienstag, 7. Juli 2009


Konkretes, verantwortliches Handeln ist gefragt

Westliches und insbesondere deutsches Denken bevorzugt tendenziell die Gründlichkeit der Reflexion, indem es aus der Vielfalt des Lebens das allgemein Richtige deduziert. Wenn der menschliche Verstand dem Eigentlichen, dem hinter der Verworrenheit menschlichen Lebens ruhenden Prinzip auf die Spur gekommen ist, dann wähnt er sich glücklich und in Hochform. Dietrich Bonhoeffer nennt diese Vorgehensweise ein „sich heroisch aus der Affäre ziehen“.
Aber, das wirklich Eigentliche ist das, was die konkreten Umstände individuellen und gesellschaftlichen Lebens verändert. Hier liegt die eigentliche Herausforderung ethischen Handelns. Viel zu viele Christen flüchten sich in dogmatische Richtigkeiten und merken gar nicht, dass sie sich unbewusst aus der Affäre ziehen, auf der Suche nach einem Alibi. Dogmatik wird nämlich dann zum Alibi und zur Weltflucht, wenn sie nicht konsequent in konkrete ethische, sozialmissionarische und gesellschaftliche Verantwortung mündet.
Die philosophische und auch theologische Deduktion darf nie zum Selbstzweck werden, sondern muss die Induktion und damit die Transformation zum Ziel haben. Es geht entscheidend um die geschichtliche Verantwortung im Heute und fürs Morgen.
„Kurz“ – so Bonhoeffer im Jahre 1942 – „es ist sehr viel leichter, eine Sache prinzipiell als in konkreter Verantwortung durchzuhalten“.

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